Downwind Foiling - Megatrend oder Einbahnstraße?

D o w n w i n d  F o i l i n g

Megatrend oder Einbahnstraße?

Du genießt die Freiheit pur, bist eins mit der Natur und gleitest geräuschlos mit teils mehr als 30 km/h auf deinem Board die Küste entlang. Angetrieben nur durch die Energie der Wellen.. Gut? Sogar sehr gut, sieht man sich an, wieviele Leute bereits vielerorts über das Wasser schweben. Manchmal schweben sie alleine, sicherer ist es mitunter in Gruppen. Zudem lässt sich gemeinsam Erlebtes „in Kameradschaft“ oft noch einmal einen Tick mehr genießen.

Die dem Downwind-Foilen zugrunde liegende Hydrofoil-Technologie hat ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert, als man versuchte, die Geschwindigkeit von Schiffen zu erhöhen, ohne dass sie dabei mehr Treibstoffe benötigen. In den 60er und 70er Jahren nahm diese Technik dann über Wasserski und Kneeboarding Einzug in die Freizeitindustrie. Große Namen wie Laird Hamilton, Robby Naish und Mango Carafino tüftelten konsequent an den Möglichkeiten weiter, wodurch sich Foils schließlich auch beim Surfen, Windsurfen und Kitesurfen etablierten. Aufbauend darauf war es schließlich vor allem Kai Lenny der dem Downwind Foilen, wie so oft von Hawai aus, vor einigen Jahren zum Durchbruch verholfen hat.

Wie funktioniert Downwind Foiling nun?

Wer sich den Adrenalinkick holen möchte, benötigt ein Downwindboard, ein Foil und, beim klassischen Downwind-SUP Foiling, ein Paddel. Du suchst dir möglichst den Rücken einer Welle und versuchst durch kontrollierte Paddelschläge jene Rumpfgeschwindigkeit und damit verbunden jenen Auftrieb zu erzeugen der notwendig ist, damit das Hydrofoil dein Board aus dem Wasser heben kann. Ist das geschafft, erlebst du ein einzigartiges Schwebegefühl. Du hast kaum noch Widerstand und gleitest schnell, geschmeidig und hocheffizient durch das Wasser. Mit der richtigen Technik schaffst du das über riesige Distanzen. Im Juni 2023 stellte Water Woman Olivia Piana mit 287,4 km, die sie in etwas weniger als 15 Stunden foilte, an der Westküste Portugals einen offiziellen Weltrekord auf.

Manche bezeichnen das Downwind-Foilen als den „Gral“ aller „Foil-Sportarten“. Das Balancieren auf den kippeligen Downwind-Boards, das Erlernen der richtigen Paddel- und Pumptechnik sowie das richtige Navigieren zwischen den Wellen kann aber etwas dauern. Wie so oft hängt es von relevanter Vorerfahrung mit ähnlichen Sportarten (SUP, Surfen..), aber auch von den Bedingungen und natürlich von der Materialwahl ab. Normalerweise beginnt man auf Flachwasser und arbeitet an seinen Paddel-Skills. Sobald du dich auf flachem Wasser sicher fühlst, gehe ins offene Meer. Idealerweise sucht man sich einen Ort mit möglichst konstanten Windbedingungen entlang der Küstenlinie. Starte bei gemäßigtem Wellengang und lerne die Wellen zu lesen! Sobald du verstanden hast, wie Wind und Wellen zusammenspielen, kannst du versuchen, von Welle zu Welle zu navigieren und so deine Geschwindigkeit zu halten.

Die richtige Materialwahl

Als Beginner macht es Sinn, ein Board zu wählen, das auch bei Choppy Conditions groß genug ist um das Gleichgewicht zu halten. Grundsätzlich hängt deine Boardwahl aber von Form und Größe der Wellen ab. Hast du vor, Dünungswellen am offenen Meer bei eher leichteren Windbedingungen abzureiten, dann eignet sich ein längeres und eher schmaleres Board. Handelt es sich um kurzperiodischen Windswell, dann wähle ein kürzeres und breiteres Board, das sich besser manövrieren lässt. Es ist natürlich auch wichtig ein Foil zu wählen, das genügend Auftrieb und Stabilität für dein Gewicht bietet. Wähle erst einen großen Flügel mit hoher Streckung. Sobald du damit zurecht kommst, kannst du auf kleinere Flügel umsteigen, die schneller sind, besser beschleunigen und mehr Manövrierfähigkeit bieten.

Wer es sich gerade zu Beginn einfacher machen möchte, kann beim SUP-Foilen (ebenso wie beim Surf-Foilen) auf technische Unterstützung zurückgreifen. „Foil-Drive-Assist“ ist ein flexibler Elektroantrieb, der „hybrides Foiling“ ermöglicht. Ein Propeller, der dabei assistiert, die notwendige Rumpfgeschwindigkeit zu erreichen, kann am Foilmast in der Höhe so positioniert werden, dass er sich nach dem „Take Off“ oberhalb der Wasserkante befindet und somit keinen zusätzlichen Drag erzeugt. Eine weitere Möglichkeit um kräfteschonend, ganz ohne Paddel aufs Board zu kommen, ist mit Wing-Unterstützung. Auch als Wingfoiler kann man somit am Downwind-Foiling-Boom teilhaben, wobei bei Leichtwind auch beim Wingfoilen die Nutzung eines Downwind-Boards Sinn machen kann. Es ermöglicht dir nicht nur dein Wind-Limit noch einmal deutlich nach unten zu verschieben, sondern es gibt dir auch die Möglichkeit ein entsprechend kleineres Wing zu verwenden.

SUP-Downwind-Foiling auf Seen?

Mittlerweile findet man SUP-Foiler nicht nur am Meer, sondern bei entsprechenden Windbedingungen vereinzelt bereits auf europäischen Binnengewässern. Es ist noch schwer abzuschätzen, in welcher Breite sich dieser Trend bei uns entwickeln wird. Der schweizer Wing-, Pump- und SUP-Foil Pionier Balz Müller ist jedenfalls bereits intensiv bei der Sache. In einem Interview mit dem „Stand Up Magazin“ auf der Boot 2024 erzählte er von den Möglichkeiten, die gerade auch Binnenseen bieten. So schaffte er zuletzt am „Lake Neuchâtel“, einem Schweizer See mit einer Länge von 38,3 km einen SUP-Foil Downwinder über 18 km! Für Balz beginnt der Spaß bereits bei kniehohem Chop und Wind ab 12 Knoten.

Wir alle sind gespannt was die nahe Zukunft bringt!