Wie finde ich das richtige Wingfoil Material für den Einstieg?

Es lässt Köpfe drehen, Kiefer offenstehen und manchmal kriegt es sogar Standing Ovations. Wir reden vom Neueste Trend unter allen Boardsportarten: Wingfoiling. Wir Wassersport Liebhaber können es nicht abstreiten, Wingfoiling hat uns in eine ganz neue Dimension in der Welt des Windsports gebracht. Es ist eine Mischung aus Windsurfen und Kitesurfen mit dem Bonus, dass es nicht viel Wind braucht, um loszugleiten. Und das (unter anderem) macht es so beliebt! Also falls du es noch nicht probiert hast, aber gerne würdest, haben wir hier noch ein paar wichtige Tipps für dich, bevor du loslegst.  

Für die, die es noch nicht wissen: zum Wingfoilen brauchst du einen Wing, ein Brett und ein Hydrofoil – und wie bei jedem Wassersport gibt es jedes Einzelteil des Equipments in verschiedenen Größen und Formen.  

Beginnen wir mit dem Wing 

© ncs.captions 2021

Wie das Segel beim Windsurfen und der Kite beim Kitesurfen, ist es hier das Wing, das vom Wind angetrieben wird – der Motor zum Wingfoil. Ein recht essenzieller Bestandteil also, wenn du vorwärtskommen willst.  

Das bringt uns zur Frage: Wie wähle ich die optimale Winggröße? Wings werden in m2 (der Fläche des Wings) gemessen und mittlerweile wird ein Spektrum von klein (zb 2.8m2) bis groß (6.4m2) angeboten. Ausschlaggebend für die Wahl der Winggröße sind die Windstärke, das eigene Körpergewicht und das gegebene Können. Die Global Wingsports Association (2020) empfiehlt für Anfänger unter 70kg einen 4m2 Wing und für alle über 70kg einen 5m2 Wing. Die ersten Versuche solltest du ohnehin bei Leichtwind wagen, um die Manöver effektiv und in deinem eigenen Tempo üben zu können. 

Wie bei jedem anderen Windsport auch, ist es außerdem ratsam die Basismanöver zuerst an Land zu probieren: Sheet in/Sheet out (die Terminologie, um den Winddruck mit dem Wing zu kontrollieren – dicht holen oder Druck rauslassen) und Upwind oder Downwind Position (zwei der Hauptkurse). Aber darauf will ich hier nicht weiter eingehen, das lassen wir für ein anderes Mal.   

© ncs.captions 2021

Wingfoiling ist eine ziemlich neue Sportart und die Technologie entwickelt sich ständig weiter. Zurzeit ist der Freerider Wing die häufigste Wingform (ein Allrounder). Das heißt die Gestaltung und der Aufbau der Wings sind unter den verschiedenen Herstellern sehr ähnlich. Der auffälligste Unterschied liegt in der Art der Griffe. Da gibt es zwei verschiedene Mechanismen: entweder mit einem Gabelbaum, oder mit Griffen entlang der aufblasbaren Mitteltube. Beides hat Vor- und Nachteile, aber im Grunde entscheidet die persönliche Vorliebe. Falls du vorhast mit deinem Material viel zu reisen, bietet sich ein Wing mit weichen Griffen an, denn der Gabelbaum lässt sich nicht so klein zusammenfalten.  

 

Das Brett 

© ncs.captions 2021

Die Wahl des Boards hängt von deiner Erfahrung im Boardsport ab. Bist du bereits ein/e begeisterte/r Wassersportler/in? Dann kannst du bald auf kleinere Boards umsteigen. Wenn das aber deine erste Erfahrung im Wassersport ist, solltest du mit einem größeren Brett anfangen, das dir die notwendige Stabilität bietet, um schnelle Fortschritte sicherzustellen. Egal ob Wassersportexperte oder nicht, bei deinen allerersten Versuchen solltest du mit einem SUP Brett aufs Wasser gehen, damit du dich ganz auf die Steuerung des Wings konzentrieren kannst. Sobald du die Wing Technik soweit durchschaut hast – also wenn du deinen Kurs halten kannst und die ersten Manöver gestanden bist – bist du bereit für den nächsten Schritt: das Hydrofoil. 

Angenommen du meisterst die Wing Technik am SUP schon ganz gut, welches Board bietet sich als nächstes an? Wingfoil Bretter werden wie beim Windsurfen in Litern gemessen (dem Volumen). Die Regel ist: Je mehr Volumen dein Brett hat, desto weniger Wind brauchst du, um anzugleiten und desto stabiler wird dein Stand am Board. Dafür reagiert das Board wesentlich langsamer und es ist weniger wendig. Also für deine anfänglichen cruising sessions, ideal! Je kleiner das Brett, desto weniger Swing weight verträgt es, wodurch es einfacher zu manövrieren ist. Kleine Boards brauchen dafür mehr Wind, um sich aus dem Wasser zu heben und je schwächer der Wind ist, desto wackliger wird es. 

Um dir eine präzisere Empfehlung zu geben: Die Global Wingsports Association empfiehlt für Anfängerbretter ein Volumen, das 30-40 Liter über dem eigenen Körpergewicht liegt. Damit ist die notwendige Stabilität gegeben, die besonders am Anfang für ein Erfolgserlebnis entscheidend ist. Lass dich nicht entmutigen, so ziemlich jeder fühlt sich wie Wackelpudding in ihrer Wingfoil-Anfangsphase, aber mach’s dir auch nicht unnötig schwer mit einem zu kleinen Board. Wenn du zu früh auf ein kleineres Brett umsteigst, könnte das zu frustrierenden Sessions führen und dir deine Wingfoiling Erfahrung vermiesen – das kannst du uns glauben! Je besser du wirst, desto eher wirst du auf kleine Boards umsteigen wollen, um deren Vorteile der leichteren Manövrierbarkeit zu genießen. 

Das Länge-Breite Verhältnis, die Konstruktion und die Beschichtung unterscheiden die verschiedenen Bretter. Während Konstruktion und Beschichtung Auswirkungen auf das Gesamtgewicht des Boards haben, beeinflusst das Länge-Breite Verhältnis deine Positur. Generell gilt, ein breites Brett ist nachsichtiger und erlaubt mehr Fehler bei der Positionierung. Je schmäler es wird, desto anfälliger wird es zu kippen und deine Balance zu beeinträchtigen. Aber schlussendlich ist es auch hier eine Angelegenheit der persönlichen Präferenz.  

 

Welches Hydrofoil?  

© ncs.captions 2021

Das Hydrofoil setzt sich aus Mast, Fuselage, Frontwing und Backwing zusammen. Ich will dich nicht mit zu vielen Details langweilen, aber ich werde dir kurz erklären, was du wissen musst, um deine erste Foiling Experience so richtig genießen zu können.  

Manche Hersteller verkaufen Hydrofoils als fertige, unveränderbare Sets, andere wie Naish und F1 bieten modulare Hydrofoils an (also eine Vielfalt an Kombinationen). Der wichtigste Aspekt speziell für Anfänger ist die Länge des Mastes und die Größe des Frontwings. Um mich kurz zu fassen: Je kürzer der Mast, desto stabiler wird es sich anfühlen und desto kürzer ist auch der Absturz. Wenn es um die Frontwings und Backwing geht, achte vor allem auf den vorderen. Je größer das Seitenverhältnis (Breite-Länge), umso stabiler wirst du gleiten, aber auch umso langsamer. Und das ist gut so, wenn du mit dem Wingen beginnst! Die 10-15kmh, die man so erreicht, geben dir ein erstes Gefühl von Geschwindigkeit aber gleichzeitig Sicherheit, um in Ruhe deine ersten Manöver üben zu können. Besonders dann, wenn es darum geht, mehr Confidence bei deinen Halsen und Wenden zu erlangen. 

Ein anderer entscheidender Faktor bei der Auswahl des Hydrofoils ist das Revier, wo du den Sport ausüben möchtest. Ratsam ist es, in flachen Gewässern anzufangen, um einfacher aufs und vom Board zu kommen. Orte wie der Neusiedlersee sind da ideal, jedoch ist hier ein kürzerer Mast von Vorteil, wenn du es vermeiden willst, eine Sandbank zu schrammen und einen spektakulären nose-dive hinzulegen.  

 

Zusammenfassung 

© ncs.captions 2021

Generell sollte man beim Lernen einer neuen Boardsportart mit einem Equipment starten, das einem die ersten Schritte vereinfacht. Wingfoilen ist ein hoch technischer Sport, der ein gutes Balancegefühl und Windverständnis verlangt. Das falsche Material (z.B. ein zu großes Wing mit einem zu kleinen Board) kann beim Versuch Fortschritte zu machen sehr kontraproduktiv sein. Deshalb ist es so wichtig ein Board und ein Hydrofoil zu verwenden, das dir eine gute  Stabilität bietet und ein Wing, das dich bei Leichtwind Bedingungen optimal antreibt – nicht nur um den Umgang mit dem Material zu lernen, sondern auch um deine ersten Manöver zu meistern.  

Also don’t be shy and give it a try! 

In diesem Sinne: Wir sehen uns am Wasser!! 

  

*Global Wingsports Association 7 Nov 2020 https://www.sail-world.com/news/232930 (accessed 13.07.2021) 

Bilder ©ncs.captions 2021